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Rosa Elfenstaub

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rosa Elfenstaub

Erotik-Anthologie

Print-on-Demand (Amazon)

Preis: € 11,00 (D); € 11,40 (A)

ISBN (E-Book): Preis: € 6,99

 

 

 

Kurzbeschreibung:

Rosa Elfenstaub verzaubert Menschen und verwickelt diese in erotische Abenteuer.Die Menschen können sich der Magie der Liebe nicht entziehen und werden manchmal durch Kräfte beeinflusst, die unerklärlich sind.

 

Lassen Sie sich in 7 Beiträgen von:

  • Silke Berke
  • Luna Day
  • Christina Maria Hesse
  • Uta Maria Jürgens
  • Dagmar Möhring
  • Carolin Sandner
  • Klaus Stinnertz

verzaubern, in denen die verschiedensten Aspekte der Liebe beleuchtet werden.

 

 

Leseprobe:

Klaus Stinnertz

Rosa-Elfenstaub trifft Anzug

 

Eine Tram rumpelte über die Schienen und verschwand hinter der Kurve.

„Es ist vergeblich“, rief er der Frau hinterher, die der Straßenbahn hinterherlief. Abrupt hielt sie in ihrem Lauf inne. Sie hatte die Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens eingesehen. Außer Atem kam sie auf ihn zu.

„Was soll das heißen, es ist vergeblich?“, blaffte sie. „Ich hätte die Bahn mit Sicherheit bekommen, wenn ich diese unsäglichen Schuhe tragen würde.“

Der Mann schaute auf lange, schlanke Beine, die aus einem roten Etuikleid und in einem Paar Louboutins endeten.

„Warum schimpfen Sie? Manche Frau würde wer weiß was für solch ein Paar Schuhe tun.“

„Vielleicht. Aber nicht, wenn sie darin sprinten muss, um die letzte Bahn zu erwischen.“

Es passte nicht zusammen: Schuhe für mehrere hundert Euro tragen, aber mit der Tram heimwollen.

„Mit Laufschuhen und der Schnelligkeit von Katrin Krabbe hätten Sie vielleicht die Bahn erreicht, aber sie hätte Sie nie und nimmer an ihr Ziel gebracht.“

„Natürlich hätte sie das. Es war die Linie 8 und deren Endhalte ist fast vor meiner Haustür.“

„Sie wohnen draußen in Pieschen?“

„Es geht Sie überhaupt nichts an, wo ich wohne.“

„Da haben Sie Recht, aber die Straßenbahn fährt dorthin.“

„Was für ein Quatsch. Die Linie 8 fährt Richtung Südvorstadt. Sie sind wohl nicht von hier?“

So viel Ignoranz und Besserwisserei war ihr selten begegnet. Sie schüttelte den Kopf. Aus der roten Blüte in ihrem Haar lösten sich rosa Pollen. Ein sommerlich warmer Lufthauch trug sie hoch. Ein paar ließen sich auf ihren Schultern und seinem Anzug nieder, der Rest wirbelte unkontrolliert durch die Luft.

„Scheiße“, entfuhr es ihr. Mit einer raschen Handbewegung wischte sie die Pollen von seiner Kleidung. Überrascht trat er einen Schritt zurück.

„Bleiben Sie stehen!“

Erst jetzt nahm sie den Mann wahr. Seine feingeschnittenen Gesichtszüge, die schmalen, aber sinnlichen Lippen, und die tiefbraunen, fast schwarzen Augen zogen sie in den Bann.

Auch ihr gegenüber konnte den Blick nicht lösen. Die hohen Wangenknochen, ihre tiefroten, vollen Lippen und die blauen mandelförmigen Augen verwirrten ihn. Slawische und asiatische Gesichtsmerkmale in einer Person vereint. Faszinierend.

Mechanisch strich sie über das Revers des Jacketts. Der Duft seines Parfüms stieg ihr in die Nase, ihre Nasenflügel bebten leicht.

Ihre Lippen berührten sich. Er schmeckte nach trockenem Rotwein. Diesen Geschmack hatte sie schon immer gemocht. Ihre Zunge fuhr in seinen Mund, als ob sie die Neige des Rotweins aufsaugen wollte.

Ein Hauch von Trüffel roch er, als sie ihren Mund öffnete und die strahlend weißen Zähne sichtbar wurden. Gierig drang die Zunge zwischen ihre Lippen. Der Mann umschlang ihre Hüfte und zog sie an sich. Ihre schlanke Taille schmiegte sich an seinen Körper.

Vom Fluss wehte eine leichte Brise und trug die letzten Blütenpollen fort.

„Entschuldigen Sie“, verlegen löste sie sich von ihm. Den Impuls mit der Zunge über ihre Lippen zu fahren, um einen Rest des Rotweins zu schmecken, konnte sie nicht unterdrücken.

„Nein. Ich muss mich entschuldigen. Sie hätten mein Jackett nicht zu säubern brauchen. Das wenige an Blütenstaub wäre von selbst weggeweht worden.“

„Doch. Ich habe es tun müssen!“, bestand sie. „Sonst …“, sie führte den Satz nicht zu Ende.

„Sonst?“, hakte er nach.

Sie schaute ihn ernst, aber nicht unfreundlich an.

„Das bleibt mein Geheimnis.“

Er runzelte die Stirn, ließ es aber dabei bewenden. Der Zauber des vergangenen Augenblicks war vorbei. Weggeweht, wie die Blütenpollen.

„Wie kommen Sie heim? Die Linie 8 fuhr ins Depot, deshalb hätte sie Sie nicht nach Hause bringen können.“

„Oh.“

Eine leichte Röte stieg in ihr Gesicht.

„Dann werde ich zu Fuß gehen.“

„Auf diesen Schuhen? Da kommen sie nicht weit, oder Sie laufen barfuß. Was ich für gefährlich halte. Sie könnten in wer weiß was hineintreten. Hundekot wäre da die harmloseste Variante.“

„Ein Taxi werde ich um diese Uhrzeit nicht bekommen. Oder haben Sie, seitdem Sie hier stehen, ein Taxi gesehen?“

Er schüttelte den Kopf.

„Kurz bevor Sie an mir vorbei spurteten, wollte ich mir einen Wagen rufen.“

„Und warum haben Sie es nicht getan?“, fragte sie mit leicht aggressivem Unterton, den er ignorierte.

„Ich wollte wissen, ob sie es schaffen.“

„Und sich dann über mich lustig machen, wenn der Schaffner mich zurückweist. Sie ziehen ihre Lebensenergie aus der Schadenfreude, aus Pech und Unglück anderer Menschen. Was sind Sie nur für ein armseliger Mensch?“

Sie wollte wieder den Kopf schütteln, bremste sich aber im letzten Moment.

„Mitnichten tue ich das. Ich hätte Ihnen, wie jetzt, meine Hilfe angeboten. Sie sind es, die nichts Gutes in ihren Mitmenschen sieht. Sie sind die Misanthropin. Ich bin der Philanthrop.“

„Das können Sie nun unter Beweis stellen. Bringen Sie mich heim! Besorgen sie mir ein Taxi.“ Mit ausgebreiteten Armen drehte sie sich um ihre Achse. „Sehen Sie hier irgendwo ein Taxi?“

Wieder lösten sich ein paar Blütenpollen aus ihrem Haar. Abrupt hielt sie in der Drehbewegung inne. Zum Glück war es windstill und sie standen weit genug auseinander. Lautlos sanken die Pollen zu Boden.

Statt einer Antwort, zog er ein Mobiltelefon aus der Jacketttasche.

„In 10 Minuten werden wir abgeholt.“

Verdattert blickte sie ihn an. „Nicht wahr? Haben Sie einen Chauffeur?“

„So ähnlich. Das Hotel, in dem ich nächtige, stellt einen Limousinenservice bereit.“

„Wie dekadent. Wahrscheinlich nur für die Suitengäste. Der Bustourist bleibt außen vor.“

„Der braucht auch keinen Limousinenservice. Er hat den Bus.“

Sie verdrehte die Augen.

„Hören Sie. Ich weiß nicht, warum Sie so schlechte Laune haben. Was auch immer sie verursacht hat, ich habe nichts, aber auch gar nicht dazu beigetragen. Wäre es aus Ihrer Sicht zu viel verlangt, wenn wir unser Gespräch etwas freundlicher gestalten?“

„Doch haben Sie. Sie sind Anzugträger und ich kann Anzugträger nicht ausstehen. Sie machen mich aggressiv und verderben mir die gute Laune.“

Der Mann kam zu keiner Erwiderung, denn ein schwarzer Wagen hielt auf ihrer Höhe am Straßenrand.

„Unser Fahrer.“ Er hielt ihr die Tür auf.

„Danke. Ich bin schon groß und kann Autotüren selbstständig öffnen.“

„Es ist eine Geste der Höflichkeit und soll in keiner Weise Ihre motorischen Fähigkeiten in Frage stellen.“